Gertrud Kückelmann - Hörspiele Saarländischer Rundfunk
Die Stimme unter der Brücke
Komposition: Heinrich Josef Konietzny
Regie: Lothar Schluck
Den Autor beschäftigt das Abgründige, das Mythische im Menschen. Die Wirkung beruht auf der unheimlichen, tödlichen Atmosphäre. - Mit dem Auftauchen eines Matrosen auf einer Insel, wo die ehemalige Dirne Lou mit ihrem Mann und ihrem Kind als Fischersfrau lebt, wird ihr "schlechtes" Ich, die "Andere", lebendig. Sie verfällt der dämonischen Gewalt des fremden Matrosen und gibt sich ihm hin. Die "Andere" hat sich wieder Lou's bemächtigt, und sie kann Reinigung und Heilung nur im Tod finden.
Produktion: Saarländischer Rundfunk 1964
Erstsendung: 02.12.1964
Dauer: 59'00
Szenen oder Noble Tragödie Durchlaucht
Autor: Torrigiani, Uccio Esposito
Erstsendung: 23. Juni 1971, SR
Produzent: SR
Inhalt:
Mehrere Personen kommen in ein Funkhaus, um eine Aufnahme zu machen. Realität und imaginäres gesprochenes Wort der Aufnahme, zunächst streng zu unterscheiden, verschmelzen immer mehr. Zwischen den Personen bilden sich laufend Dreiecksverhältnisse und Beziehungen, die die Existenz der Personen gefährden, und die - sich steigernd - das Verhältnis dieser Personen zueinander zu einem chaotisch-emotionalen Höhepunkt treiben, der nur noch in einer Katastrophe enden kann. Hier bricht das Spiel im Spiel ab, Realität und Imagination sind wieder unterscheidbar. Man hört die Aufnahme, die für einen Augenblick alles in Frage zu stellen schien, an und läßt sie dann löschen.
Mitwirkende: Spielhagen, Enno (Stimme 1); Sauer, Günther (Speak); Dryander, Brigitte (Mama); Kückelmann, Gertrud (Nora); Koschel, Uwe (Kott); Goslar, Jürgen (HA); Scholz, Friedrich Otto (Stimme 2); Herr, Erich (Stimme 3)
Mitwirkende (Musik): Maldener, Fritz (Orgel-Improvisationen)
Autor(in): Torrigiani, Uccio Esposito
Regie: Schenck, Wolfgang
Tonträger vorhanden.
Abspieldauer: 47'40"
Haus Waldfriede
Autor: Philippe Soupault
produziert in: 1977
produziert von: SR
Laufzeit: 58 Minuten
Regie: Otto Düben
Übersetzer: Eugen Helmlé
Inhalt:
Philippe Soupault gehört zu den Mitbegründern des Surrealismus. Der Autor, dessen Werk in Deutschland nahezu unbekannt blieb, veröffentlichte seine ersten Gedichte in der avantgardistischen Literaturzeitschrift "SIC", zu deren Mitarbeitern u.a. Reverdy, Breton, Aragon und Tzara, der "Vater" von "Dada", gehörten. Zusammen mit Breton und Aragon gab Soupault 1919 die Zeitschrift "Littérature" heraus, die zum Forum für die ersten surrealistischen Experimente wurde. Das Hörspiel beginnt konventionell. Ein junges Paar gerät in ein Sommergewitter, flüchtet sich in ein Haus und wird von dessen Bewohnern freundlich aufgenommen. Im Verlauf der Handlung jedoch vollzieht sich, worin gewissermaßen der dramaturgische Kniff besteht, die Enthüllung dieser konventionellen Dramenstruktur bzw. der damit verbundenen konventionellen Inhalte. Die Figuren nämlich, im Verhalten zunächst völlig normal, beginnen sich immer skurriler, unlogischer, für den Verstand nicht mehr faßbar zu verhalten. Hinter der Wirklichkeit ihrer vorgegebenen Normalität wird eine Realitätsebene deutlich, die das zuerst konventionell erscheinende immer diffuser, verrückter und unwirklicher erscheinen läßt. Das Haus wird bevölkert von einer Ansammlung exzentrischer Menschen, die in ihrer Exaltiertheit ständig eine Art Operette spielen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Die Darsteller werden schließlich entlarvt: es sind Wahnsinnige, geistig Gestörte, die in Abwesenheit des sie betreuenden Arztes in die Rollen ihrer früheren Herren, Vorgesetzten geschlüpft sind. Dieser Rollentausch enthält eine massive doppelte Kritik: einerseits wird den "Dienern" eine sie selbst entfremdende Opportunität gegenüber ihren Herren vorgehalten, anstatt sich zu wehren, gleichzeitig wird deutlich, daß die Welt der Herren nurmehr ein zur Karikatur herabgesunkener Haufen früherer Macht ist.
Sprecher:
Hans Putz (Doktor Chaval)
Bernd Herberger (Thierry)
Susanne Beck (Jocelyne)
Elisabeth Wiedemann (Vicomtesse)
Ernst Jacobi (Jerome)
Klaus Herm (Doktor Bourron)
Gertrud Kückelmann (Frédérique Dupin)
Jodoc Seidel (Peter/Paul)
Heinz Pielbusch (M. Modo)
Alois Garg (M. Schwartz)
Hans Wyprächtiger (Admiral)
Rolf Henniger (Dr. Maillard)
Musiker: Maria Fougner (Klavier)
Erstsendung: 27.10.1977